Burnout und Trager-Therapie, S.B. Lehrerin St.Gallen

Ich habe die Erfahrung eines Burnouts gemacht. Speziell für mich war, dass ich als körper-bewusster Mensch den Kontakt zu mir selbst und meinem Körper verloren hatte. Alles, was ich wusste, galt nicht mehr.

Wenn ich 7stündige Wanderungen davor mit Freude meisterte, genau wusste, wann ich Pausen brauchte, welches Tempo ich durchhalten konnte, so überforderte mich ein 5-Minuten-Marsch in den nächsten Laden. Mir hätte Bewegung damals sehr gutgetan. Ein Spaziergang im Wald wäre wunderbar gewesen! Ich erinnere mich an viele Tage hintereinander, an denen ich spazieren gehen wollte, aber ich schaffte es nicht, aufzustehen und meine Schuhe anzuziehen. Wenn ich das jetzt lese, finde ich selbst, dass es total übertrieben ist, aber zu diesem Zeitpunkt, habe ich genau dies gefühlt, ich war blockiert und niemand konnte mir dies so recht glauben, geschweige denn akzeptieren, auch ich selbst nicht. Mein Partner wollte mich dann oft abends an der Hand nehmen und mit mir spazieren gehen. Ich wollte dies auch, konnte aber nicht, mir kamen dann fast immer die Tränen. Ich wollte mich unbedingt bewegen, konnte es nicht alleine, wusste nicht, wie ich das akzeptieren sollte und konnte aber auch keine Hilfe annehmen oder akzeptieren. Es gab viele solcher Situationen, in unterschiedlicher Komplexität, zu verschiedenen Themen. Ich konnte manchmal um 15.00 Uhr nicht sagen, ob ich mich um 18.00 Uhr noch in der Lage fühlen werde, die Essenseinladung wahrzunehmen, denn plötzlich könnte da ein Heulkrampf sein oder ein Wutanfall oder auch wieder das Problem mit dem ‚Schuhe-nicht-anziehen-können‘.

Meiner Meinung nach nimmt jedes "Burnout" bei jedem Betroffenen Menschen seinen ganz individuellen Verlauf. Zwar erleben wir ‚Ausgebrannten‘ mehr oder weniger Ähnliches, die Vorzeichen, der Verlauf, wie es sich zuspitzt vor dem Tiefpunkt, teilweise auch wie wir uns verhalten oder mit anderen Menschen umgehen. Ich habe viele Gespräche mit Betroffenen geführt, und leider auch in meinem Umfeld lieben Menschen zugeschaut, wie sie hineinschlitterten, beratungsresistent, wie ich es auch war. Das ganze Syndrom ist eine komplexe Sache, vielschichtig, individuell, extrem herausfordernd für unsere Umfeld und für uns. Schlussendlich aber eine geschenkte Chance eigene Lernprozesse zu machen, wenn man die Kraft dazu wieder hat. Meine Auseinandersetzung mit mir selbst hat mir viele neue Tiefen eröffnet und auch das Bewusstsein, dass gewisse Mechanismen ‚in mir‘ fordern, dass ich ein Leben lang achtsam mit meinen Energiereserven sein darf. Ich glaube, es gibt viele Zeitgenossen, denen ist dies auch ohne ‚Burnout‘ klar.

Trager half mir, mich wieder spüren zu lernen. Oder erst mal, nichts müssen zu müssen, ganz bewusst. Die Sitzungen schienen den Lärm in meinem Kopf abzuschalten, um mir zu helfen, auf den Boden der Tatsachen zurückzukehren. Die Entspannung geschah einfach. Während einer Sitzung wurde mir oft klar, wie angespannt ich war. Manchmal konnte ich nicht so gut loslassen wie "normalerweise" oder ich konnte es gut machen und war schnell am Rande des Einschlafens, weil mir der Schlaf fehlte, den der Körper dann nahm, und ich entspannte mich kaum. Hinzu kam das Gefühl, "im Moment mit dem, was da ist", zu sein. In dieser Phase war es besonders heilsam, von Moment zu Moment zu leben, zu spüren, was möglich ist.

Ich kannte Trager schon vor meiner "dunkelsten Phase" der Erschöpfung, und allen, die Trager kennen, muss ich nicht über die positiven Auswirkungen berichten. Die Trager-Behandlungen halfen mir, den Bezug zu meinem Körper mehr und mehr wieder zurück zu gewinnen, loszulassen und zu entspannen. Leichtigkeit und Verspieltheit waren für mich damals nicht zugänglich. Während der Trager-Sitzung nahm ich aber wahr, dass sie da waren, dass es noch etwas anderes gab als Schwermütigkeit, Perspektivenlosigkeit. Dieses Wieder-Spüren gab mir Hoffnung, Mut, half mir daran zu glauben, dass es irgendwann wieder besser sein würde, auch wenn niemand weiss, wie lange man Geduld haben muss.

S.B., Lehrerin, St.Gallen